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"die fünfte himmelsrichtung" - umspannwerk - kunstmuseum singen (rfa) (juillet/août 1997)
incision, particules, intervalles, la table d'hypothèses
installation de la "table de désorientation" dans l'espace public à singen (d), dans le cadre de l'exposition "die fünfte himmelsrichtung", kunstmuseum singen (juillet-août 1997)
Martin KRAFT, "Die fünfte Himmelsrichtung", in: Ausstellungskatalog Umspannwerk/Kunstmuseum Singen (D), 1997 Während das Umspannwerk einst das Zentrum eines Spannungsfeldes bildete, erzeugt Roland Schär ein solches innerhalb des Hauses, mit Eingriffen an verschiedenen Orten in ihm. Seine Orientierungstische sind jenen oft mit einem Fernrohr kombinierten, die wir ebenfalls an beliebten Aussichtspunkten finden, nachempfunden. Doch sie ermöglichen, wo sie sich nicht oder nicht eindeutig betreten lassen, höchstens den Blick nach innen; und ohnehin sind auf ihnen nicht die Profile ewiger Berge verzeichnet, sondern Symbole der Vanitas, die uns auf unsere eigene Vergänglichkeit verweisen. Wenn wir die wirkliche Reise in die Innenstadt von Singen antreten, macht uns dort ein weiterer Tisch die Aktualität solcher Orientierungs- und Standpunktlosigkeit angesichts eines Ueberangebots oft entbehrlicher Konsumgüter noch bewusster. Eine vertikal durchs ganze Haus führende Streifenzeichnung wirkt wie ein Aufbrechen seiner Wände, macht, an unerwarteten Orten wieder auftauchend, seinen Aufbau als höchst unsichere Ordnung bewusst. Die hintereinander gestaffelten Wandzeichnungen des "Partikelraums" dynamisieren ihn und lösen seine Konturen mit sich verdichtenden chaotischen Strukturen, die auch als eine Art Schneegestöber lesbar sind, auf, verleihen ihm mit der Farbperspektive der traditionellen Landschaftsmalerei grössere Tiefe. Eine Reihe von Zeichnungen nimmt das Rundformat des Fernrohrblicks auf, mit einem irritierenden Kippeffekt, denn wir wissen nicht recht: Ist es etwas Grosses, das wir da von ferne, etwas Kleines, was wir von ganz nah erkennen - astronomischer Blick ins nächtliche All oder mikroskopischer in eine Kleinlebewelt? Die auf dem "Hypothesentisch" ausgebreiteten Seifen- und Wachsobjekte schliesslich vermitteln in ihren schwer deutbaren Formen eine typische Reise-Erfahrung: die Begegnung mit einer unverständlichen Kultur, die sich uns aus der gegenseitigen Zuordnung repräsentativer, aber zunächst nicht benennbarer Gegenstände allmälich erschliesst. Auch an Körperorgane mögen wir erinnert werden: an unsere eigenen inneren, die wir als Teil von uns selber doch nie zu Gesicht bekommen.
Joachim SCHWITZLER, "Reisen als fundamentaler Aspekt", in: Ausstellungskatalog Umspannwerk/ Kunstmuseum Singen (D), 1997 Eine Gruppe von Faktoren oder ähnlichem, deren gemeinsames Auftreten einen Bestimmten Zustand anzeigt, kennzeichnet ein Syndrom. So definiert es das Lexikon. Beim Reisesyndrom von Reto Emch, Roland Schär, Pavel Schmidt und Richard Tisserand rekrutieren sich diese Merkmale aus den Bereichen der Inspiration, Motivation und Sozialisation. Jeder Künstler schöpft aus seinen Reisen zahlreiche Ideen. Die Reise ist als Fortbewegung von A nach B und als wirtschaftlich notwendiges Kriterium hauptsächlich zweckorientiert, ohne jedoch ihre Fluchtkomponente völlig ausschliessen zu können. Der Aspekt der Freundschaft und des im eigenen Ich verorteten Zentrums nimmt bei allen eine existenziell herausragende Funktion ein. Augenscheinlich ist daneben auch, dass ihre Reisen nicht bloss Verbindungsglied zwischen den Orten ihrer Kunst sind, sondern dass sie als Mitterliferant und Materialgeber im künstlerischen Prozess zugleich eine Eigendynamik entfalten. |